Julia Schiedermaier

Podiumsdiskussion: Was brauchen und wünschen sich Betroffene?

© Reto Klar

© Reto Klar

Mein Name ist Julia Schiedermaier, ich bin 42 Jahre alt, verheiratet und Mutter zweier Kinder, leidenschaftliche HR Managerin mit Coaching- und Trainingsbackground. Im Februar 2019 erlitt ich einen septischen Schock. Ausgelöst durch eine Influenza mit Streptokokkeninfektion.

Ich verbrachte 18 Tage im künstlichen Koma, denn ich hatte bereits ein fortgeschrittenes, multiples Organversagen. Die Chancen lagen bei unter 10%. Ich habe überlebt.

Es folgten vier Monate Krankenhaus, davon sieben Wochen auf Intensivstationen, knapp 20 Operationen, in denen man mir alle zehn Fingerspitzen und Teile meiner Füße amputierte bzw. rekonstruktiv wieder aufbaute. Weitere vier Monate verbrachte ich in einer Reha, um wieder mobil und mit Prothesen versorgt zu werden sowie einen Weg zurück in den Alltag zu finden. Im Oktober 2019 kam ich nach acht Monaten wieder zu meiner Familie nach Hause.

Aufgrund einer massiven Knochenentzündung in beiden Unterschenkeln verbrachte ich auch 2020 etliche Monate im Krankenhaus und entschied mich im Sommer 2020 beide Unterschenkel nachamputieren zu lassen.

Ein radikaler Schnitt und doch stehe ich jetzt mehr mit beiden Beinen im Leben als zuvor. Ich laufe mehr, als ich es als „normaler Zweibeiner“ vorher getan habe und erlaufe mir damit meine neue Normalität im #2ndLife zurück. Ich liebe mein Leben. Anders als vor der Sepsis, ich lebe intensiver.

Mein Ziel ist es, das Thema Sepsis mehr ins Bewusstsein zu rücken. Ins Bewusstsein der Bevölkerung, aber auch in das der Ärzt*innen. Sepsis ist ein Notfall, der Zeitfaktor entscheidend. Früherkennung und Aufklärung sind der Schlüssel. Jeder, der meinen Weg nicht selbst durchleben muss, ist gut und wichtig! In meinem Blog juliaschiedermaier.de berichte ich daher über mein Leben während und nach der Sepsis, über ein Leben mit Amputationen und allem, was in meinem #2ndLife eine Rolle spielt.